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Hoffnung auf ein besseres Leben

Es kann nur besser werden! Diese Überzeugung veranlasst viele Menschen auszuwandern. Das war früher und ist auch heute so. Mit dem Thema Auswanderung beschäftigte sich der dritte Steinfurter Geschichtstag, der am Samstag (9.4. 2016) in Borghorst und am Sonntag (10.4.) im Stadtmuseum in Burgsteinfurt eröffnet wurde.

Auf großes Interesse stieß der 3. Steinfurter Ge- schichtstag im Stadtmu- seum.

 „Sie haben wichtige historische Themen aufgegriffen und lokale Bezüge hergestellt“, verwies Bürgermeisterin Claudia Bögen-Hoyer auf die Veranstaltungen seit 2013 zu den Themen „Spuren jüdischen Lebens“ und „1. Weltkrieg“, die das Kulturforum zusammen mit den beiden örtlichen Heimatvereinen und Partnern veranstaltete. Diesmal waren  die Evangelischer Jugendhilfe, der Kreis Steinfurt, das Stadtarchiv, die Stadtbücherei und DNL Business mit dabei.

Udo Röllenblech erläuterte die ver- Auswanderungsgründe.

„Die Gründe für Auswanderungen sind heute oft dieselben wie damals“ erklärte Udo Röllenblech, Chefkoordinator für Flüchtlingsfragen beim Kreis Steinfurt und jahrelang Interessenvertreter des Kreises bei der Europäischen Union (EU) in Brüssel zur Eröffnung vor zahlreichen Besuchern, darunter auch Gäste aus der niederländischen Partnerstadt.. Als Beispiele nannte er neben der Hoffnung auf ein besseres Leben, den Nachzug von Familienangehörigen, die Flucht vor dem Militärdienst, Angst vor Strafverfolgung sowie Schulden. „Viele  kehrten aber auch wieder zurück“, so Röllenblech weiter. Ziele seien neben den USA hauptsächlich auch England und die Schweiz  gewesen. Röllenblech betonte, er sei stolz, wie offen Deutschland mit Flüchtlinge umgehe.

„Zwischen 1830 und 1900 sind zirka 835 Personen aus Burgsteinfurt und 355 aus Borghorst in die USA ausgewandert“, erläuterte Elisabeth ten Berge vom Museumskreis. Sie führte in die Ausstellung ein, die bis September zu den Öffnungszeiten oder auf Anfrage im Stadtmuseum zu sehen ist. Vor dem Jahr 1800 waren die Niederlande Ziel der Steinfurter. Es war häufig die blanke Not wie Missernten und Viehseuchen sowie der Verlust des Arbeitsplatzes bei den Hausleinenwebern durch die Industrialisierung, die die Menschen aus ihrer Heimat vertrieb. Auch religiöse Gründe kamen hinzu, so ten Berge. Sie dankte insbesondere Wilhelm Alff, der eine Fülle von Material für die Ausstellung zusammengetragen hatte sowie der Firma Palstring, die das Holz für die Schiffswand gestiftet hatte.

 

Schnapsflaschen der Firma Van Zuylekom-Lefert sind in der Ausstellung zu sehen. Lefert wanderte nach Amsterdam aus. Fotos: Menebröcker

Wer im 19. Jahrhundert auswandern wollte, musste einen Antrag beim Staat stellen und ihm wurde die Wiederaufnahme in Preußen verwehrt.  Erst fünf jahre nach der Ankunft in Amerika konnte man US-Staatsbürger werden. Im Stadtmuseum zu sehen sind unter anderem Dokumente wie das Familienbuch der Familie Pilat, ein Plakat der Destillerie van Zuylekom/Lefert vom Anfang des 20. Jahrhunderts und vieles mehr. Eine große von Hermann Lünnemann aus Holz gezimmerte Schiffsansicht erinnert an die Auswanderer, die auf dem Wasserweg in die neue Welt aufbrachen. Hermann-Josef Pape gestaltete eine Multivisionsschau, die auf einem Monitor im Rumpf des Schiffes in Endlosschleife zu sehen ist.

Im Stadtarchiv zeigte Achim Becker Dokumente die Reisepässe von Auswanderern.

„Die größte Auswanderungswelle setzte nach 1866 ein“, beschrieb Alff. Als in Amerika die zweite große Rezession ausbrach, ebbte der Auswanderungsstrom wieder ab. Zur Eröffnung wurde ein Interview mit ihm, das Dr. Peter Krevert und Katharina Wirtz (VOIS) geführt hatten, gezeigt.  Monika Frieling und Cornelia Eissing von der Stadtbücherei präsentierten einen Büchertisch zum Thema.