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Annegret Arning mit den Holzschuhen ihres Vorfahren. Foto: Pape |
In Holzschuhen nach Amerika
Von Hermann-Josef Pape
Die alte Fußbekleidung ist nicht Bestandteil von Kostümen oder für die Aufführung von traditionellen Holzschuhtänzen, die Annegret Arning stolz in ihren Händen hält. Anders als bei Tongefäßen oder Münzen ist das tatsächliche Alter von Klompen schwer zu bestimmen. Nicht so, bei diesen über 160 Jahre alten Holzschuhe ihres Ururgroßonkels Hermann Ascheberg. Handwerklich hergestellte Holzschuhe waren bis zum Zweiten Weltkrieg die Fußbekleidung für die einfachen Menschen. Über den Träger des hölzernen Schuhwerks wusste Annegret Arning, geborene Ascheberg, viel zu berichten.
"Nach der Auswanderung im Jahre 1855 meines Ururgroßonkels Hermann Ascheberg nach Amerika hatte man lange Jahre von ihm nichts mehr gehört. Im Jahre 1900 ist sein Bruder Gerd auf dem Elternhof (meines Ururgroßonkels) in Hollich 25, heute 55, ledig verstorben.
Auf dem Sterbebett hatte er noch gesagt, dass er Geld versteckt habe. Damals hatte man ja eine alte Eichentruhe mit Geheimfächern. Darin hatte er das Bargeld versteckt, das man nach seinem Tod fand. Bis heute ist nicht bekannt, woher er das Geld hatte, da er keinen Beruf ausübte. Er war halt, der Öhm auf dem Hof. Später fand man seine Verfügung, in der er bestimmte, dass das Geld gedrittelt werden sollte - für das Anwesen zu Hause, für den Auswanderer Hermann und für seine Zwillingsschwester Maria Ascheberg, die 1863 Gerrit Vennemann, wohnhaft in Hollich 39/1 (ab 1935 Nr. 44), geheiratet hatte. Diese Anordnung wurde durchgeführt".
Der Geldsegen aus der Truhe muss wohl beträchtlich gewesen sein, erklärt Annegret Arning, denn vom häuslichen Anteil konnte der Neubau Hollich 55 bezahlt werden. Aus Amerika erhielten die Burgsteinfurter Angehörigen zum Leidwesen jahrzehntelang keine Bestätigung der Überweisung. "Als Kind habe ich immer wieder zu Hause gehört, dass wir im weiten Amerika Verwandte haben. Später fand ich dazu Unterlagen, die ich deuten konnte. Meinen Großvater Johann Ascheberg habe ich darauf öfters angesprochen. Ich vergesse nicht wie er darauf ärgerlich reagierte: Dao smeet he siene Kippse up de Grund un siär: „Wicht swig still, de sint allbineen in’n Ozean vödrunken.“
"Da habe ich gedacht, das kann doch nicht wahr sein, und hatte immer noch nicht die Hoffnung aufgeben von den Verwandten in Amerika noch was zu erfahren. Findet man nach so langer Zeit noch Spuren des Aschebergers? Wie ist es ihm in der Neuen Welt ergangen, wo haben seine Angehörigen gelebt?
"1987 erhielt ich eine Anfrage von Bernhard Overesch, Hollich 17 und Bernhard Dauermann, Hollich 68, ob ich Verwandte in Lafayette im Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika habe", erzählt Annegret Arning weiter. Ganz zufällig fanden sie dort auf dem Friedhof mehrere Grabsteine mit meinem Mädchennamen Ascheberg. Und siehe da, die Ascheberg-Linien in Burgsteinfurt erfuhren nach mehr als 130 Jahren, wo der 1855 Ausgewanderte Hermann eine neue Heimat gefunden hatte.
Bei den weiteren Nachforschungen mit Brief- und Telefonkontakten hat uns Pfarrer Wilfried Mahler sehr geholfen. 1996 machten wir uns - meine Mutter, Onkel und Tante mein Mann Willi und ich - auf den Weg nach Amerika, zu einem großen Familientreffen mit rund 180 Teilnehmern. Zum Schluss der Feierlichkeiten schenkte mir die Urenkelin des Hermann Ascheberg zur Erinnerung das Paar Holzschuhe, mit dem Auswanderer Hermann Ascheberg 1855 amerikanischen Boden betrat. Desweiteren gab sie mir nach 96 Jahren ein Bestätigungsschreiben, dass das Geld ein Jahr nach seinem Tod im Jahre 1900 angekommen sei. Im darauf folgenden Jahr 1997 waren die Nachfahren des Ausgewanderten zu einem Gegenbesuch auf dem Ur-Hof der Aschebergs in Hollich zu Gast".
Biografie
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Auf dem Friedhof Greenbush Cemetery in Lafayette findet sich unter den Familiengrabsteinen auch der Gedenkstein vom Auswanderer Hermann Ascheberg. |
Hermann Ascheberg, geboren am 21. Juli 1830 in der Bauerschaft Hollich 25, jetzt Nr. 55. Beantragte am 13.März 1855 als Ackerknecht einen Reisepass zur Auswanderung in die Vereinigten Staaten von Amerika, um Arbeit suchen zu können. Über Münster und Minden ist er nach Bremen gereist. Ab Bremerhaven überquerte er mit dem "Dampfschiff "Stedinger " mit 275 Auswanderer den Atlantik. Mit an Bord auch sechs weitere Burgsteinfurter Bauernsöhne und- töchter. Am 8. Mai 1855 erreichten sie im Hafen von New York amerikanischen Boden. Am 26. Dezember 1855 heiratete er die ein Jahr zuvor nach Amerika ausgewanderte 19jährige Nachbarin Vennedine Wilmer, Hollich 35, jetzt Nr. 56. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor, fand Auswanderungsforscher Wilhelm Alff heraus. Zuletzt lebte der als Böttcher beschäftigte Hermann Ascheberg mit seiner Familie in Lafayette im US-amerikanischen Bundesstaat Indiana, rund 100 Kilometer nordwestlich von Indianapolis. Hermann Ascheberg verstarb im Alter von 68 Jahren am 24. März 1899. Seine Frau Vennedine ist im Alter von79 Jahren am 21.01.1916 gestorben. Beide wurden auf dem Friedhof Greenbush Cemetery in Lafayette beigesetzt.