„Die Geschichte der Marken in Hollich, Sellen und Veltrup von den Anfängen bis zur Auflösung“ ist rechtzeitig zum Jahresende als Buch erschienen. Damit wurde der Schlusspunkt unter eine dreijährige Forschungsarbeit der Historikerin Silvia Dertwinkel gesetzt.
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Zahlreiche Heimatfreunde sowie Vertreter aus Politik und Landwirtschaft hatten sich zur Buchübergabe auf dem Hof Knöpker eingefunden. Foto: Menebröcker |
Bei der Präsentation am 29. Dezember auf dem Hof Knöpker in Hollich dankte der Vorsitzende des Heimatvereins, Dr. Reinhold Dankel allen, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben, das durch LEADER und die Stadt Steinfurt finanziell unterstützt und durch den Heimatverein und den Landwirtschaftlichen Ortsverein begleitet wurde. „Auch die bäuerliche Kultur und das Verhältnis zum Adel werden in dem Buch behandelt“, gab Dankel einen kleinen Einblick in den Inhalt. Einen anderen Aspekt nannte der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsvereins, Henning Stoyke, der auf die Untersuchung, wie die Landwirte an ihre Flächen gekommen sind, verwies. Vieles, was Silvia Dertwinkel aufgespürt hat, wäre ohne dieses Buch in Vergessenheit geraten, dankte auch Bürgermeisterin Claudia Bögeö-Hoyer der Autorin. Ttrotz leerer Stadtkasse sei es dank der LEADER-Förderung der EU gelungen, das Vorhaben zu realisieren. Bögel-Hoyer, versprach, dass im neuen Jahr das Thema Stadtarchiv angepackt werde, um das in Steinfurt vorhandene geschichtliche Wissen zu sichern.
Auf die neuen Richtlinien zur LEADER-Förderung wies Ulrich Ahlke, Geschäftsführer der LEADER-Region Steinfurter Land hin. Da künftig keine Co-Finanzierung durch die Stadt mehr Voraussetzung für eine Förderung sei, ermutigte er den Heimatverein, neue Projekte zu finden.
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Das Titelblatt des neuen Buches. |
„Das Projekt wurde von Gottfried Bercks angestoßen“, erinnerte Silvia Dertwinkel an die Anfänge. Zu Beginn ihrer Forschungen habe sie nicht viel über die Geschichte der Marken vom frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert gewusst. Ihr Fazit nach der Buchvorstellung: „Es gibt in diesem Bereich noch viel zu erforschen“.
Die Idee, die Geschichte der Burgsteinfurter Marken zu untersuchen, wurde von Johann Prümers und Hans Knöpker beim Bier geboren. „Die Herausgabe des Buches soll Nachbarvereine animieren, ebenfalls in diesem Bereich tätig zu werden“, so Knöpker. Franz-Josef Schönebeck und Alfred Heptner vom Heimatverein Borghorst konnte er bei der Buchübergabe direkt ansprechen, denn sie waren am Dienstag mit dabei, ebenso der Vorsitzende des Schul- und Kulturausschusses, Günther Gromotka.
Das Bild, das sich viele vom Leben auf dem Land in den letzten 400 Jahren machen, ist von der historischen Realität weit entfernt. Dies ist nur eine Feststellung, die die Historikerin Silvia Dertwinkel als Ergebnis dreijähriger Forschung zum Thema Markengeschichte der Burgsteinfurter Bauerschaften trifft. Der Streifzug durch die Geschichte der Bauern, Kötter, Brinksitzer und Heuerlinge beginnt vor rund 1000 Jahren; der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Zeit von 1612 bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Die erste schriftliche Verkörung, also die Verfassung der Marken in Hollich und Sellen-Veltrup stammt aus dem Jahr 1612. Die älteste Auflistung von Höfen findet sich in Urkunden von 1355.
Markengenossenschaften waren Zusammenschlüsse von Bauern, die die Nutzung der Mark für sich beanspruchten und dafür Regeln aufstellten. Die Markenflächen waren kein Schlaraffenland, aber jeder konnte sich nach seinem Bedarf an ihnen bedienen. Vor allem in Notzeiten waren sie für die Bauern von entscheidender Bedeutung.
Friedrich II. von Preußen hatte schon seit 1750 die Aufhebung der Gemeinheiten gefordert. 1763 erließ der Bischof von Münster, Maximilian Friedrich, eine Verordnung über die Teilbarkeit der Marken und Gemeinheiten. Letztendlich wurden durch den Verkauf ehemaliger Markengrundstücke, zwischen 1763 und 1769 insgesamt 30.000 Morgen, die Schulden aus dem Siebenjährigen Krieg getilgt.
Die Teilungen der Marken brachten grundlegende Änderungen mit sich. In Sellen, Hollich und Veltrup fanden sie erst ab den 1840er Jahren statt.
1813, nachdem das französische Intermezzo in Steinfurt beendet war, traten die preußischen Regelungen an die Stelle der französischen. In Preußen waren die Bauern am 9. Oktober 1807 durch das „Edict den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums so wie die persönlichen Verhältnisse der Land-Bewohner betreffend“, das sogenannte Oktoberedikt, aus den gutsherrlichen Pflichten entlassen worden. Aufgrund der vielen juristischen Auseinandersetzungen wurde 1821 in Münster eine Generalkommission eingerichtet. Einen wirklichen Durchbruch gab es erst 1850 mit dem „Gesetz, betreffend die Ablösung von Reallasten und die Regulierung der gutherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse“.