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Gottfried Bercks begrüßte den Referenten und zahlreiche Zuhörer in der voll besetzten Niedermühle. Foto: Menebröcker |
„Mit dem Ende der Herrschaft der Billunger im nordwestlichen Münsterland und der Beschlagnahme ihrer Rechte und Besitzungen durch den Kaiser – der rheinische Graf Balderich hatte den Billunger Wichmann III. 1016 erschlagen lassen - entstand ein Machtvakuum“, fasste Dr. Christof Spannhoff vom Institut für vergleichende Städtegeschichte der Uni Münster am Mittwochabend seine Recherchen zur Herkunft der Edlen von Steinfurt zusammen. Dieses Vakuum füllten nach Ansicht von Spannhoff Familien aus dem nordwestlichen Harzvorland im östlichen Sachsen aus. Die Ursprünge der Steinfurter wie auch der Ascheberger Edelherren dürften dort zu suchen sein. Wie auch die Grafen von Tecklenburg stammten die Steinfurter anscheinend nicht aus Westfalen, waren also am Ort ihrer späteren Herrschaft nicht ansässig gewesen, so Spannhoff weiter.
Wie die Steinfurter und Ascheberger an ihre Besitzungen gekommen sind, ist nicht eindeutig geklärt. Erbgang oder die politische Lage des 11. Jahrhunderts könnten sie ins Münsterland geführt haben. Die Regierungszeit der letzten Salischen Herrscher Heinrich IV. (1056 bis 1105) und Heinrich V. (1106 bis 1125) war vom Investiturstreit geprägt und vom Widerstand des sächsischen Adels gegen die Versuche des Kaisers, seine Herrschaft in Sachsen auszubauen.
Eine andere Variante wäre, das Lothar von Süpplingenburg, ab 1106 Herzog von Sachsen und später König, die aus Ostsachsen stammenden Edelherren von Steinfurt, die erstmals 1129 in gestalt der Brüder Rudolf und Ludolf in das Licht der historischen Überlieferung traten, im Münsterland eingesetzt hat.
Spannhoff ging auch auf die Irrungen und Wirrungen der Forschung ein. Das Problem: Die Westfälischen Adeligen treten erst ab dem 11. Jahrhundert in schriftlichen Überlieferungen mit Herkunftsnamen auf, die dann zu Geschlechternamen wurden. Außerdem müsse zwischen sozialer und biologischer Verwandtschaft unterschieden werden. Erst ein Geschlechterbewusstsein, das durch Vererbung von Namen und Besitz zum Ausdruck kam, machten ein Adelsgeschlecht aus, so Spannhoff. Adel war außerdem im Mittelalter keine feste Kategorie, sondern die Summe bestimmter Eigenschaften.
Dass die Steinfurter Edelherren fränkischen Ursprungs seien, wie Karl Döhmann und Paul Georg Hersping behaupteten, nannte Spannhoff nachweislich falsch.
Auch die Ansicht, dass sich die Urspünge auf die Zeit Karls des Großen zurückführen lassen, sind nach Auffassung des Historikers nicht aufrecht zu erhalten. So soll ein Heinrich von Stenford an einem Turnier in Magdeburg, das 933, 935 oder 938 stattgefunden haben soll, teilgenommen haben. Im 10. Jahrhundert gab es solche Turniere aber noch nicht. Mit Turnierbüchern, die im 16. Jahrhundert erschienen sind, war beabsichtigt, die Zugehörigkeit zu altem deutschen Adel nachzuweisen, indem ihm bereits für das 10.Jahrhundert die Turnierfähigkeit bescheinigt wurde.
Welche Folgen die Erfindung des Reinhard von Steinfurt, der zwischen 1060 und 1100 gelebt haben soll, durch den Nottulner Kaplan Albert Wilkens hatte, machte der Referent ebenfalls deutlich. Der bekannte Historiker Franz Darpe übernahm ungeprüft diesen angeblich ältesten Steinfurter Ahnherrn, auch Hersping und Wilhelm Kohl führten ihn noch an.
Erste urkundlich nachweisbare Vertreter der Edelherren von Steinfurt sind die Brüder Rudolf und Ludolf, die im Kopialbuch des Alten Doms zu Münster erwähnt werden.