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Wegekreuze - Zeugnisse des Volksglaubens

Von Gottfried Bercks

Wegebilder sind Zeugnisse der Volksfrömmigkeit. Ihre Stifter wollten nach außen bildhaft religiöse Zeichen des Glaubens setzen, nicht nur, um Gott und die Heiligen zu loben, sondern auch für sich um Hilfe in Notlagen zu bitten oder auch um ein Gelübde zu erfüllen. Dem Sünder waren sie Mahnung, dem Bösen Drohung und dem Ängstlichen verliehen sie Mut. Dabei ermunterte die bildliche Darstellung in Verbindung mit den Inschriften zum Gebet in freier Natur.

Diese Wegebilder sind als Wegekreuze oder Bildstöcke ein vertrauter und selbstverständlicher Bestandteil unserer münsterländischen Naturlandschaft und aus ihr auch nicht wegzudenken. Heute sollten sie nicht nur aus kunstgeschichtlicher Sicht, sondern auch als „Kostbarkeiten im Landschaftsbild“ betrachtet werden. 

Leider sind wegen der Besonderheit der reformierten Glaubenslehre Wegebilder in den Burgsteinfurter Bauerschaften Hollich, Sellen und Veltrup so gut wie nicht vorhanden.

Daher mein Apell: Setzen Sie sich für den Erhalt christlicher Bildnisse in der Natur ein. Sie sind nicht nur Denkmäler sondern landschaftsprägende Elemente.

Der Bildstock Austrup auch Brosius-Station genannt.

Am Nünningsweg -Verbindung der Horstmarer Straße in Burgsteinfurt mit der Gaststätte Nünningsmühle in Dumte- liegt auf Borghorster Gebiet der Hof Austrup. Ursprünglich hieß der Hof Vissing oder Vissmann, bis sich Johann Brosius, Sohn eines Burgsteinfurter Apothekers, hier einheiratete.

1926 hat die Familie Austrup, von Rheine kommend, den 280 Morgen großen Hof von Max Brosius gekauft. Das jetzige zweigeschossige Wohngebäude war zu dem Zeitpunkt erst im Rohbau fertig und sollte laut Planung für den Schwiegersohn von Max Brosius, Dr. Glasmeyer, eine privat geführte Landwirtschaftsschule werden. Durch den wahrscheinlichen Zwangsverkauf ist es dann allerdings zu dieser Nutzung nicht mehr gekommen.

Der Bildstock, als barocker Gehäusetyp, steht an der östlichen Seite des Nünningsweges, an der Einmündung eines Feldweges, der zu Wiesen und Äckern und im weiteren Verlauf zur Eisenbahnbrücke über die Steinfurter Aa führt.

Auf einem 1.25 mal 0.30 mal 0.65 Meter Sandstein Grundsockel steht der dreigegliederte Bildstock, der zwei übereinanderstehende rechteckige Gefache von 0.90 mal 0.65 mal 0.43Meter hat, die oben durch einen 0.40 m hohen Halbkreisbogen mit aufgesetzter Kugel und Kreuz abgeschlossen werden. Beide Gefache sind durch überstehende Gesimse abgedeckt und durch mit Glockenblumengehänge verzierte Sandsteinquader seitlich begrenzt.

Im oberen Gefach befindet sich eine vollplastisch ausgearbeitete Darstellung des Kreuz tragenden Christus. Dargestellt wird die Szene, wo Christus unter dem Kreuz zusammenbricht. Mit beiden Knien ist Jesus zur Erde gesunken und stützt sich mit der linken Hand auf einem Steinblock ab, während sein Gesicht voll dem Betrachter zugewandt ist.

Das untere Gefach ist durch folgende Inschrift oder Gebet ausgefüllt.

Erbarm Dich der armen Seele im Fegefeuer

„Jesu, Dein Kreuz, Jesu, Dein Joch.

Wie sanft und lieblich ist es doch.

Es ist mein Kraft, es ist mein Ehr,

es ist mein Trost, je mehr und mehr.

Sei Du mein Heil, sei Du mein Schutz,

dass mir Dein Leiden komm zu Nutz.

Und mir mein Sünd und Schuld verzeih

und mir dein göttlich Huld verleih.

So dir vom Leib scheidt hin mein Seel

nimm hin zu dir aus Angst und Fehl,

o Jesu Christ, erbarm dich mein.

Ewiges Heil gibt mir der Glauben dein.

Wenn mich , o Herr, mein Sünd anklagt,

Sei mein Jesus, verlaß mich nicht.

Sei mein Jesus zu kranker Stund,

Sei mein Jesus, wenn ich bin gesund.

Vater unser – Ave Maria“

           Anno 1757

In dem Halbkreisbogen sind die Leidenswerkzeuge Christi dargestellt wie Hammer, Zange, Lanze, Schwert, Nägel und Dornenkrone.

Auf der Rückseite des Bildstocks ist auf die Restaurierung 1926 durch Heinrich Austrup und Antonia Einhaus und auf eine weitere Restaurierung 1983 durch Wilhelm, Heinrich, Aloys und Antonia Austrup hingewiesen. Die letztere Restaurierung ist wohl von dem Nordwalder Bildhauer Walter Lamkemeyer erfolgt, der den Bildstock unter möglichst genauer Anlehnung an das verwitterte vorhandene Gehäuse in Ibbenbürener Sandstein erneuert hat, wobei leider kleinere Vereinfachungen im Detail unterliefen.

Vor 1983 hatte der Bildstock noch ein umgebendes Gitter, was danach allerdings nicht mehr aufgestellt wurde, Nach Auskunft von Frau Antonia Austrup, 2005, die bis zu ihrem Tode mit viel Liebe den Bildstock und seine Umgebung gepflegt hat, soll im Fundament des Bildstocks eine kupferne Urne mit Urkunde eingemauert sein, deren Inhalt ihr allerdings nicht bekannt war.

Wenn jetzt der Nünningsweg zu einer Fahrradstraße ausgebaut wird, wäre es vielleicht ganz sinnvoll, dem Bildstock mehr Aufmerksamkeit zu schenken.