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Kritische Fragen zum Leben der Sachsen

Mit der vorchristlichen Religion der alten Sachsen setzte sich Dr. Christof Spannhoff (Bild) am Dienstagabend (17.9.) auf Einladung des Heimatvereins Burgsteinfurt und des Kulturforums in der vollbesetzten Niedermühle auseinander.  Die Zweifel des wissenschaftlichen Mitarbeiters am Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster beginnen bereits bei den Ortsnamen, die angeblich auf germanische Gottheiten zurückgehen. Bereits der römische Historiker Tacitus (ca. 58 – 120 n. Chr.) hat sich in seiner Schrift „Germania“ mit der vorchristlichen Zeit in Sachsen befasst. Er war jedoch nie selbst in Germanien und muss daher, so Spannhoff, als Quelle ebenfalls kritisch hinterfragt werden, weil manches ein Konstrukt der modernen Germanenideologie sei.  Dies war auch bei der rückwärtsgewandten völkischen Ideologie der Nazizeit so. Oftmals werde die vorchristliche Zeit aus christlicher Sicht beschrieben, nannte der Referent einen weiteren Knackpunkt. Die Beschäftigung mit „den Germanen“ habe erst im 19. Jahrhundert begonnen.

Für die Missionare habe es „Gebrauchstexte“ für die Taufe gegeben, so der Historiker und verwies auf das Altsächsische Taufgelöbnis nach vorheriger Unterweisung. Durch Karl den Großen (747 – 814) wurde Sachsen mit Feuer und Schwert christianisiert. Durch die Sachsenkriege (772 bis etwa 804) sei ein krasser Bruch entstanden. 805 wurde Liudger zum ersten Bischof von Münster ernannt.

Sachsen sei vor der Christianisierung kein einheitlicher Kulturraum gewesen, betonte Dr. Spannhoff weiter. Über den Jenseitsglauben der Sachsen sei nur wenig bekannt, es sei aber anzunehmen, dass sie an ein unterirdisches Totenreich glaubten.

 „Nicht alle Kirchen waren vorher heidnische Kultstätten“, betonte der Historiker.  Ohnehin sei ein solcher Nachweis schwierig. Dies gelte auch für Burgsteinfurt. Im 9. Jahrhundert habe es im gesamten Münsterland etwa 40 Kirchen gegeben. Zu der Zeit hätten auch nicht alle Bestattungen rund um die Kirchen stattfinden können. Die Entfernungen seien einfach zu groß gewesen. Viele Kirchen wurden in der Folgezeit auf Schultenhöfen gebaut, sie wurden vom sächsischen Adel, Stiften und Klöstern errichtet.

.Als Fazit seiner Forschungen nannte Spannhoff:

Beim Glauben der alten Sachsen habe es sich um eine typische Religion von Bauern und Viehzüchtern gehandelt.

Es wurden Haustiere und landwirtschaftliche Geräte geopfert.

Die Götter wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen angerufen.

Der Wirkungsbereich der Götter beschränkte sich auf die sichtbare Welt und Gegenwart der Menschen.

Die Götter waren Garanten der bestehenden Ordnung.

Religion war Teil der politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Ordnung.

Das persönliche Verhältnis der Menschen zu ihren Göttern bleibt unbekannt.