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Aktivitäten

Trinkfreudiges Völkchen

Der Vortrag von Rainer Menebröcker zur Steinfurter Biergeschichte und Kneipenkulur anläßlich des 4. Steinfurter Geschichtstages am 21. April in der Stadtbücherei in der Langfassung:

Eröffnung der Ausstellung im Stadtmuseum. Foto: Menebröcker

Das Fazit meines Vortrages möchte ich gleich an den Anfang stellen: Die Stemmerter waren ein trinkfreudiges Völkchen. Ob das heute noch so ist, mag jeder für sich entscheiden.

Im Raum Steinfurt dürfte die Kunst des Bierbrauens mindestens im 9. Jahrhundert gepflegt worden sein. Höfe in Sellen lieferten um 890 unter anderem Braugerste an das Kloster Werden bei Essen. Das Besitz- und Einkünfteverzeichnis (Urbar) dieser Abtei aus dieser Zeit weist darauf hin, dass die Höfe Gerwerk, Hemmo und Waldgrimm 12 Scheffel  Braugerste (etwa 300 Kilo – ausreichend für 2000 Liter) an den Fronhof in Leer, der wiederum dem Gau Schöppingen unterstand, liefern musste.

Der älteste Hinweis auf Herbergen in Steinfurt findet sich in einer Urkunde vom 1. Mai 1310. Die Bürger waren verpflichtet, Freunde und Verwandte ihres Landesherrn gegen Bezahlung zu beherbergen, wenn diese zu Besuch kamen.

Der Gasthof Teepe war nicht nur Bauernhof, sondern zugleich Grenz- und Wachhaus an der Hauptstraße nach Horstmar. An der Grenzbefestigung um die Stadt Steinfurt und die Bauerschaften Hollich, Sellen und Veltrup hatten die Bewohner des Hauses die Aufgabe, den Schlagbaum zu bedienen und das Gebiet vor Viehdieben und unerwünschten Eindringlingen zu schützen. Erstmals urkundlich erwähnt wird das „Wegehus“ in einem Kaufvertrag vom 23. April 1388. Da verkaufte Sveder Wernse, Herr von Angelmodde und Rochel (bei Darfeld) seinem Vasallen und Lehensmann Bernd Valken das Wegeshus. 1850 wurde die Schankwirtschaft eröffnet, für die am 27. März gleichen Jahres die Konzession erteilt wurde, womit die Geschichte der Gartenwirtschaft Teepe begann.  1970 wurde die Landwirtschaft aufgegeben.

Zurück zum Bier:

Das Deutsche Reinheitsgebot ist vom engeren Bayerischen Reinheitsgebot abzugrenzen. Der bedeutsamste Unterschied liegt im Alter der Bestimmungen. Historisch betrachtet gibt es ein „Deutsches Reinheitsgebot von 1516“ nicht, da außerhalb Bayerns die Verwendung von Malzsurrogaten und von diversen Zusatzstoffen länger zulässig war als in Bayern. Ein Verbot von Malzersatzstoffen wurde in Württemberg erst 1900 ausgesprochen. In Norddeutschland waren Malzsurrogate (Reis, grüne Stärke, Kartoffelmehl, usw.) noch bis 1906 zugelassen.

Im alten Steinfurt durfte jeder Bier brauen, wenn er sich gegen Gebühr die Braupfanne der Armenstiftung lieh und die Biersteuer entrichtete. Die Einnahmen waren beträchtlich. 1626 lagen sie bei 1154 Mark und acht Schillingen.

Blick in die Ausstellung.

Drei Pfannen hatten 1624 die drei vornehmsten Gastwirte, nämlich Barthold Pötken (Krone), Nokolaus Schodirk (Weißes Pferd) und Heinrich Becker (Sonne).

 Im Mittelalter wurde in Westfalen statt Hopfen Waldrosmarin verwendet, Hopfen erst ab etwa 1500, der auf der Wulfswiese und gegenüber der Großen Kirche angebaut oder aber von außerhalb zugekauft wurde. Das Bier, das im Gruthaus gebraut wurde, hieß Grussink und war beliebter als der münstersche Kreit, der aus Weizen, Gerste und Hopfen hergestellt wurde. Im ursprünglichen Sinn bezeichnete Grut die ausschließliche Braugerechtigkeit, die ein landesherrliches Regal war. Von den herrschaftlichen Grütern oder Braumeistern, die zum Teil auch Schöffen waren, werden urkundlich Helmich de Gruter (1347 – 1370) und dessen Verwandte genannt. 

Bereits 1462 erhielt die Stadt eigene Besteuerungsrechte. Wegegeld, Grut und Akzise (Verbrauchssteuer) für fremdes Bier verkaufte Arnold I. für 1000 Goldtaler an die Stadt. Um 1536 folgte die volle Selbstverwaltung durch jährlich gewählte Bürgermeister, Schöffen und Ratsherren.

Bereits in der ältesten Wachtrolle von1402 steht, dass das Grut- und Brauhaus in der Nähe des Wassertores stand, wahrscheinlich im Drepsenhook. In einer Urkunde von 1522 ist zu lesen, dass das Gruthaus zu dem Zeitpunkt nicht mehr bestand, sondern nur noch der Hausplatz, die Grutstätte, übrig geblieben war. Vermutlich wurde das Gruthaus beim großen Stadtbrand 1488 zerstört. Es lag an der Wypper oder Wupper, eine früher häufige Bezeichnung für Flüsse und kleine Bachläufe. Er wurde im Rahmen der Stadtbefestigung zu einem Kanal.  Heute erinnert noch der Name Wippert daran.

Das gestiegene Selbstbewusstsein und der Verfall der alten Scharne (Fachwerkhaus mit offenem Gitter mit Verkaufsständen der Fleischergilde) waren ausschlaggebend für den Beschluss im Jahr 1561, ein neues Rathaus zu bauen.Im Rathaus wurden zeitweise die Braupfannen untergebracht. Die Stadt besaß, wie erwähnt, zu der Zeit das Braumonopol.

Fremdes Bier war unerwünscht, da es weniger Steuern einbrachte. Die schlechte Qualität des Burgsteinfurter Bieres wurde zu der Zeit mit der schlechten Wasserqualität begründet.

Der Alkoholgenuss erregte immer wieder den Zorn der Obrigkeit. 1606 durften laut Ratsbeschluss zu „Brautwirtschaften“ nicht mehr als 125 Personen geladen werden. Zu „Kindelbieren“ sollten nur die Taufpaten und deren Frauen sowie Vater und Mutter geladen werden. 1716  untersagte Gräfin Isabella Justina den Ausschank von Wein, Bier und Schnaps an Sonn- und Feiertagen. Auch die jährlichen Schützenbiere standen in der Kritik.

 Vor dem 30-jährigen Krieg (1618 bis 48) wimmelte es in Burgsteinfurt von Kneipen, viele davon wurden im Nebenerwerb geführt. Karl Döhmann vermutet, dass die Gründung der Hohen Schule 1591 mit mehreren hundert Studenten zur Vermehrung beigetragen hat. Ein weiterer Grund dürfte sein, dass Burgsteinfurt ein bedeutender Marktflecken war.

Eine der ältesten Herbergen befand sich im Haus Markt 1, das 1457 urkundlich erwähnt wird und später „Die drei Kronen“ und „Die Krone“ hieß. Allein für den Markt listet Döhmann elf Wirtschaften auf, sieben weitere für die Kirchstraße, 13 an der Steinstraße und sechs an der Wasserstraße, wobei die Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es einfacher gewesen wäre, die Häuser aufzuzählen, in denen sich in der Innenstadt keine Kneipe befand. Um den zeitlichen Rahmen des Vortrages nicht zu sprengen, verzichte ich auf Hinwiese auf weitere Gaststätten im Außenbereich.

Unterschieden wurde früher in Branntweinschenken, Schenk-, Schank- und Gastwirtschaften. Bis zum 30-jährigen Krieg (1618 – 48) bestand keine Konzessionspflicht und es gab auch keine allgemeingültigen Vorschriften zum Brennen von Branntwein. Jeder konnte eine Kneipe eröffnen und Spirituosen herstellen. Davon machten insbesondere die Steinfurter Bäcker Gebrauch, die im freien Handel mit den Landwirten das Korn einkauften. Erst nach 1648 wurde stärker darauf geachtet, dass zumindest die Branntweinsteuer entrichtet wurde.

So lange es genügend Korn gab hatte die Obrigkeit auch keine Bedenken, den Bürgern das Schnapsbrennen zu erlauben, wie einer landesherrlichen generellen Erlaubnis von 1706 zu entnehmen ist. Erst nach Missernten wird dies einige Jahre später verboten und das Brennen von einer gräflichen Genehmigung abhängig gemacht.

1817 gab es in Burgsteinfurt bei 2295 Einwohnern 22 und in den Bauerschaften mit 1550 Einwohnern acht Kneipen. 1894 wurden bei 4500 Einwohnern 41 Wirtschaften gezählt, hinzu kamen sieben Kleinhandlungen mit alkoholischen Getränken. In den Bauerschaften gab es zu der Zeit elf konzessionierte Wirtschaften. Borghorst hatte zu der Zeit bei 6021 Einwohnern sieben Gast- und 20 Schankwirtschaften.

Um 1870 werden als Brauereien in Burgsteinfurt genannt:

H. Berkemeyer, Gebrüder Berkemeyer,  Heinrich Berkemeyer,  C. Bremer,   Franz Schmedding, W. Flintermann,  G. Jessing,  Alex Rolinck,  H. Siegmann,

Heinrich Veltrup und H. Schmetkamp.

Als der Wirteverein Burgsteinfurt 1894 gegründet wurde, war dies reine Männersache. Frauen waren bei den Versammlungen - dem jährlich stattfindenden Stiftungsfest und den Ausflügen - nicht zugelassen. Witwen, die eine Gaststätte führten, konnten sich per Vollmacht durch einen Mann vertreten lassen. Erst bei der Feier zum fünfjährigen Bestehen hatten auch Frauen Zutritt. Wer zu spät zu den Versammlungen kam, musste Strafgeld zahlen, der Bezug der Wirtezeitung war selbstverständlich.

Noch im Gründungsjahr wurden intensive Verhandlungen mit den hiesigen Brennereien geführt. Der Wirteverein verlangte einen Preisnachlass von zehn Prozent auf die hiesigen Fabrikate. Nach zähen Verhandlungen wurden sieben Prozent Rabatt bei Barzahlung auf den Liter gewährt, der 70 Pfennig (1. Qualität) kostete. Auch beim Flaschenbier wurde der zu geringe Verdienst bemängelt und ein Skonto von zwei Prozent gefordert, ohne Erfolg. Als Rolinck die Preise erhöhte, wurden Offerten auswärtiger Brauereien eingeholt. Das Ergebnis: Die auswärtigen Brauereien waren teurer. Im Ausschank kostete ein Liter 50 Pfennig, der Einkaufspreis pro Hektoliter erhöhte sich von 20 auf 24 Mark.

Bis zum Gründungsjahr des Wirtevereins war das Alte Rathaus Zentrum der städtischen Verwaltung. Brauhaus war es aber nie. Die Qualität der Biere war aber wohl so schlecht, dass viele lieber Schnaps tranken. Der war auch über Jahre billiger als Bier. 1836 bekam man für 4 bis fünf Pfennig ein Glas Branntwein, für ein Bier mussten 8 bis 9 Pfennige bezahlt werden. Die Qualität änderte sich erst, als auch in Burgsteinfurt nach dem Bayrischen Reinheitsgebot gebraut wurde.

Der Ratssaal war der größte in der Stadt und wurde bei größeren Festen in Anspruch genommen, besonders bei Hochzeiten wohlhabender Bürger. Auch die sogenannten Brautwirtschaften, Kindelbiere, Fastnachtsbiere usw. fanden im Ratssaal statt, wobei Alkohol in Strömen floss.  Auch Schöffen und Ratsherren prosteten sich bei ihren Sitzungen auf Kosten der Stadt kräftig zu.

1817 gab es in der Stadt  Burgsteinfurt bei 2295 Einwohnern 22 und in den Bauerschaften mit 1550 Einwohnern weitere acht Kneipen. Dem Bürgermeister Terberger war dies ein Dorn im Auge. Er versuchte, ihre Zahl zu beschränken und neue Schenken ohne Polizeierlaubnis sowie so genannte Afterschenken, die nicht regelmäßig geöffnet waren, zu verbieten.

1812 gab es vier konzessionierte Schnapsbrennereien: Siegmann (Kirchstraße 22, produzierte neun Hektoliter im Monat), Albert Fries (Wasserstraße, 14, 9 hl), Terberger (3 hl) und Sallandt (13 hl). Später kamen Alexander Rolinck ( 1919) und Johann Müscher (Auf dem Friedhof) hinzu. 1861 errichtete Gustav Behrmann An der Hohen Schule 5 eine Brennerei, die 1900 in den Besitz der Familie Pfingstmann überging. Übrig blieb in Burgsteinfurt bis heute nur die Firma Johann Heinrich Sallandt.

Probleme bereitete die Zunahme von Geheimkneipen in Krämerläden.

Bier braute Rolinck frühestens ab 1920 und hatte dabei sechs Mitbewerber. Er braute zunächst Altbier. Erst ab der zweiten Hälfte der 19. Jahrhunderts wurde untergäriges bayrisches Bier gebraut. Bei obergärigem Bier findet die Gärung bei 15 bis 20 Grad statt, bei untergärigem Bier bei 4 bis zehn Grad.In den Bauerschaften durfte auf den Höfen eigenes Bier gebraut werden, allerdings nur zum Eigenbedarf, es durfte nicht in der Stadt verkauft werden.

Im alten Stemmert durfte niemand nach 21 Uhr ein Wirtshaus besuchen. Verpönt war es auch sich an Sonn- und Feuertagen in einer Kneipe aufzuhalten, strafbar war es während der Gottesdienste. 1614 hatte Wessel Venkrer an Pfingsten etlichen Bauernknechten Bier gezapft. Das Gelage endete mit einem Totschlag auf Aschebergs Hof. Venker wurde als Strafe eine Kuh gepfändet, die für 18 Taler verkauft wurde. Trotz drastischer Strafen, die in Verordnungen von 1659 und 1736 festgehalten wurden,  ließen sich Bürger und Bauern immer wieder von ihrem Durst übermannen. Um 1833 wurde die Sperrstunde auf 22 Uhr verlängert.

1841 gab es in Burgsteinfurt zehn Branntweinschenken: Degener, Elfers, Erkelenz, Fries, Lükke, Naber, Rose, Sutermann, J.H. Sallandt und Wähning (Werning). Dazu kamen folgende Bierwirtschaften: Berkemeyer, Flintermann, Gempt, Hegelich, Jessing, Alex Rolinck, Siegmann und Veltrup.

Außerdem gab es noch die Kaffee- und Weinhäuser Fritsch, Lammers, Löhning, Schoenhals sowie die Gasthöfe und Ausspannungen Lölfer, Wessel Prümers, Johann Prümers und Schulz. In Hollich gab es zu dieser Zeit drei Kneipen, in Sellen und Veltrup keine.

1859 gab es in der Stadt ( 3057 Einwohner) sechs Gastwirtschaften, sieben Bierkneipen, zehn Branntweinschenken, zwei Schenk- und Speisewirtschaften, sechs Kleinhandlungen und sieben Wirtshäuser auf dem Lande (1953 Einwohner).

Die Zahl der Wirtschaften veränderte sich bis 1905 kaum, 1954 wurden 36 Wirtschaften gezählt.

Arbeit am offenen Feuer vor dem Museum.

In dem Buch „Burgsteinfurt – eine Reise durch die Geschichte – 650 Jahre Stadtrechte werden Wirtshäuser und Herbergen auf 14 Seiten beschrieben, die hier nur auszugsweise wiedergegeben werden können. Zur Kreisheimattagung und Tagung des Heimatbundes Münsterland am 5. und 6. September 1936 hatte Prof. Dr. Karl Döhmann auf vier seiten im Steibnfurter Kreisblatt / Burgsteinfurter Kreiszeitung die Geschichte der alten Burgsteinfurter Wirtschaften bereits detailliert dargelegt.

An der Hohen Schule 17 hatte 1803 J.H. Ebbing einen Krug und Ausspann. 1861 errichtete Gustav Behrmann in dem Haus eine Brennerei und Wirtschaft, die 1900 in den Besitz der Familie Pfingstmann überging.

Im Haus an der Hohen Schule 22 befand sich von 1732 bis 1828 die Brennerei und Wirtschaft der Familie Terberger. Weitere Besitzer waren Hermann Gempt, Andreas und Heinrich Buck und ab 1910 Bernhard tho Gempt.

Das Haus Burgstraße 8 gehörte von 1599 bis 1624 David Schwinder, später von 1797 bis 1809 dem Weinhändler und Wirt Niehenke. Sein Nachlass wurde an den Wirt Lauhus (Kirchstraße 15) verkauft. Als Lauhus 1814 in Konkurs ging, erwarb das Hinterhaus mit Garten, Kegelbahn und Sommerhaus der Branntweinbrenner und Wirt Gerhard Jessing.

Im Haus Bütkamp 3 haben der Freigraf Johann Beifang und sein Sohn Georg von 1560 bis 1600 eine vornehme Wirtschaft betrieben, die im 30-jährigen Krieg einging. Später wohnten dort die gräflichen Räte Johann Pagenstecher und Burchard Hillermann.

Friedhof 13: 1828 wird der Wirt J.H. Engbringhioff als Besitzer genannt, seit 1836 Ludwig Degener. In neuerer Zeit haben dort verschiedene andere eine Wirtschaft betrieben.

Im Haus Friedhof 29 betrieb von 1784 bis 1836 die Familie Engbrinkhoff eine Wirtschaft. Die Fasmilie Wieschebrink und ihre Nachfolger nutzten es nur noch als Wohnhaus.

Am Friedhof 31 führte die Familie Berkemeier seit 1795 eine Gastwirtschaft, die sich „Zum Stern“ nannte. Dazu gehörte auch eine Altbierbrauerei.

In der Hahnenstraße 7 führte der Schreiner J. Morbusch von 1791 bis 1819 eine sehr beliebte Herberge.

Die Familie Tiemann betrieben an der Kirchstraße 17 von 1714 bis 1908 eine Wirtschaft, eine Bäckerei, eine Metzgerei und ein Fuhrgeschäft. Danach erwarben die Eheleute Wacker das haus und gaben der Wirtschaft den Namen „Zum Vater Rheine“.

Der spätere Gasthof „Zum Elefanten“, Kirchstraße 1, war um 1600 im Besitz der alten Steinfurter Familie Kresser oder Kreister. Seit 1652 gehörte es der aus der Grafschaft Bentheim eingewanderten Familie Stüle.  Durch die Umgestaltung des Bagno-Parks in einen Garten nach englischem Vorbild stiegen die Besucherzahlen deutlich an. Das veranlasste den Grafen Ludwig 1780/81 das Haus in einen herrschaftlichen Gasthof umbauen zu lassen. Den Namen „Zum Elefanten“ erhielt die Auberge, weil der Graf von dem mit ihm verwandten König von Dänemark den Elefanten-Orden verliehen bekam. Mit der Verpachtung hatte der Graf aber wenig Glück, auch wenn General Blücher 1795 mehrere Wochen in dem Haus Quartier bezog. Zwischen 1820 bis 1850 wurde das haus vom Stadt- und Landgericht angemietet, dann von der Gesellschaft Verein (Ressource). Seit 1883 wohnte dort der Rechtsanwalt und Justizrat Engelbert Büning. 1894 kaufte die Stadt das Haus und verlegte ihre Verwaltung aus dem alten Rathaus dorthin. Später befand sich das Forstamt darin, heute eine Augenarztpraxis.

Eine der wohl ältesten Wirtschaften der Stadt betrieb Johann Hodele im Haus Kirchstraße 3. Er war Nachfolger von Johann Bosekolle (1478 – 1486). Hodele folgte im 16. Jahrhundert die Familie Busch. In späterer Zeit gab es hier wohl keine Wirtschaft mehr. Kurz nach 1850 verkaufte Pastor Georg Heinrich Arnold Daniel das Haus an Alex und Fritz Rolinck, die dort die Büro- und Betriebsräume ihrer Brauerei errichteten. 1878 wurde ein Lagerhaus errichtet, das 1953 abgerissen wurde. An der Kirchstraße entstand um 1900 eine offene kolonadenartige Veranda, die 1971 zusammen mit dem Wohnhaus Kirchstraße 9 abgerissen wurde.

In der Kirchstraße 6 brannte ab 1819 Bernhard Brinkwirth  Branntwein, ebenso sein Nachbar Bernhard Siegmann. C.H. Ludwig Siegmann vereinte die beiden Häuser mit mit den Brandkatasternummern 44 und 45. 1877 kaufte Karl hegelich die beiden Häuser und errichtete das Hotel Hegelich, das 1904 von Johann Vorspel erworben wurde, aber 1914 schloss.

Das Haus Kirchstraße 15 bewohnte von 1563 bis 1616 der Bürgermeister und Wirt Johann Kottich und seine Nachkommen bis 1672. 1784 bis 1814 betrieb dort der Bäcker Lohaus die Gastwirtschaft „Zum halben Mond“, die bis 1836 von Johann Schulz weitergeführt wurde.

Wirt des Hauses Kirchstraße 21 war von 1593 bis 1633 Hermann Hemoth, danach bis 1675 Johann tho Bockholt.

Für das HJaus Kirchstraße 22 wird 1898 und 1809 J.W. terberger als schankwirt benannt.

Das Haus Kirchstraße 28 kaufte 1784 der Bäcker und Wirt gerhard Jessing, der später auch eine Brauerei im Katthagen betrieb, die 1914 stillgelegt wurde. Von seinem Sohn J. Gerhard hat nach 1859 der Brauer Franz Schmedding die Gastwirtschaft übernommen.

Die älteste Gastwirtschaft der Stadt nannte sich im 17. Jahrhundert „Die drei Kronen“, seit 1730 „Die Krone“ am Markt 1. In älterer Zeit hieß sie Pöttkens Haus. In Urkunden seit 1457 wird berichtet, dass sich das Haus gegenüber der Scharne, dem Gerichtsstuhl und der Fischbank befand. Die Familie Pöttken bewirtschaftete die Herberge mehrere Jahrhunderte. Seit 1383 sind aus der Familie ein Richter, zwei Schlosskapläne, viele Bürgermeister und Schöffen hervorgegangen.

Das Haus Markt 9 beherbergte von 1608 bis 1672 eine Apotheke, die Prof. Gigas gegründet hatte. 1810 wurde dort eine Weinschänke eingerichtet, 1811 eine Gastwirtschaft, Viele Jahre wurde die „Westfalenschänke“ von der Familie Elfers bewirtschaftet.

Im Haus Markt 10 befand sich wahrscheinlich schon 1470 eine Herberge, betrieben von einem Lobbert Kremers.

Von 1560 bis 1585 betrieb Gerdt Scheiers oder Scheiffert eine Wirtschaft am Markt 11. Viele Jahre befand sich dort das Cafe Lindemann.

Das Haus Markt 13 war das Stammhaus der Familie Brouwer, die bereits im 15. Jahrhundert dort eine Wirtschaft betrieb. 1585 wurde das Haus an Bernd Schodirk verkauft. 1762 fiel es aus Altersschwäche zusammen. Es wurde aber wieder aufgebaut. 1784 kaufte Adolf Heinrich Houth das Haus.  Heute befindet sich dort eine Zahnarztpraxis.

Die Häuser Markt 15 und 17 gehörten bis 1725 zusammen. Hieronimus Brouwer, der zwischen 1552 und 1598 oft als Bürgermeister und Wirt erwähnt wird, erwarb die Häuser und verlegte seine Wirtschaft vom Markt 13 dorthin. Das größere Haus Nummer 15 führte noch nach 1700 den Namen „Der Schwan“. Zwischenzeitlich wurde dort keine Wirtschaft mehr betrieben. Erst als 1881 B. Prangemeyer das Haus erwarb, wurde daraus wieder eine Wirtschaft, die den Namen „Zum Borghorster Hof“ trug 1956 wurde das Gebäude Markt 15 abgerissen 1983 auch das Haus Markt 17 und es entstand die Marktgalerie.

Markt 16:  1525 betrieb dort Mette Koning (Mechthild König) hier eine Wirtschaft mit Wein und Hamburger und Paderborner Bier. Seit 1584 war es keine Wirtschaft mehr.

Markt 18: Von 1519 bis 1526 betri3b die Witwe von Christian Burse dort eine Weinhandlung und Wirtschaft. 1614 ließ der Richter Dr. Goddaeus das haus neue errichten. 1897 erwarb der Wirt und Bäckermeister Bernhard Ebbing das Gebäude. 1965 erhielt das haus sein ursprüngliches Aussehen zurück. Frau Epping betrieb darin ein Feinkostgeschäft.

Markt 19: Das urkundlich zuerst erwähnte Wirtshaus in Steinfurt war das Weinhaus am Schilde, dem späteren Markt 19. 1445 von den Edlen von Steinfurt erbaut, befand es sich bis 1569 im Besitz der Landesherrschaft, der bis 1421 auch die Scharne gehörte. 1582 erscheint der Tuchhändler Engebert Schodirk als Besitzer und Wirt des Hauses, das zu dieser Zeit den Namen „Zum weißen Ross“ oder „Zum weißen Pferd“ erhielt. Ab 1903 befand sich das Haus einige Jahre im besitz der Niederdeutschen Bank. Nach deren Zusammenbruch kaufte der Uhrmacher Nacke 1911 das Haus. Heute befindet es sich mit der Stadtbücherei im Besitz der Stadt.

Markt 20: Hermann Hülsken kaufte 1612 vom geistlichen Rentamt das Haus des Potter Claes. 1855 erwarb der Bäcker und Wirt Bernhard Epping das Gebäude, das auch heute noch als Gaststätte genutzt wird.

 

Weiter geht es an der Steinstraße, wo nicht weniger als ein Dutzend Gaststätten belegt sind.

Steinstraße 7: Im Haus Nummer 7 wurde seit 1541 eine Wirtschaft betrieben Anton Pöttken verkaufte das Haus 1647 an Hermann Süle. Noch heute erinnert die Gaststätte an den Besitzer von1575, Rolef Pöttken.

Steinstraße 18: Das Haus Steinstraße 18 bestand früher aus zwei Gebäuden. 1599 wird als Besitzer des einen Teils Johann Jasper und nach 1630 der oft zum Bürgermeister Bernhard Böniker als Besitzer genannt. 1665 führte seine Witwe dort eine bedeutende Gastwirtschaft. Das Haus wechselte häufiger den Besitzer, ehe es in den Besitz der Familie Walterscheid kam, die es umbaute und an den Schwiegersohn Petermann übergab.

In der anderen Hälfte des Hauses muss sich in der ersten Hälfte des 17. jahrhunderts die oft genannte Wirtschaft Wulff befunden haben.

Steinstraße 21: An der Steinstraße 21 wurde in dem  seit 1480 erwähnten Snippenschen Haus eine Wirtschaft betrieben.

Steinstraße 24: Die Wirtschaft von Bernd Rolves wird 1585 erwähnt. 1809 wurde das Haus an Johann Heinrich Sallandt verkauft.

Steinstraße 26:  Um 1600 wohnte dort der Weinhändler Antonius Beifang. 1760 erhielt J.H. Sallandt per Testament seines Vaters das Haus mit Bierbrau und Brandweinbrennereigeräten.

Steinstraße 30: 1599 wohnte dort der gräfliche Rentmeister Dr. Heinrich Münnich, 1617 der Rektor des Arnoldinums, Georg Brinckhovius, später der Theologieprof. Dr. J.H. Gaddaeus, 1853 erwarb Friedrich Detering aus Osnabrück das Anwesen. Sein Sohn schuf dort 1896 das Hotel Detering.

Steinstraße 31: 1599 wird Als Besitzer und Wirt Johann Pottken genannt. 1903 wurde die Wirtschaft an Theodor Schobbe verkauft.

Steinstraße 33: Schon vor 1582 wohnte hier die Bäcker- und Wirtefamilie Viefhaus. 1800 wird als Besitzer einer Brauerei, Bäckerei und Herberge Johann Prümers genannt. 1836 wird Alex Bremer als Bäcker und Wirt genannt. 1840 wurde das Haus von Johann Prümers ersteigert.

Steinstraße 34: In dem am soganannten Sack gelegene Haus be4trieb Heinrich Velturp eine Wirtschaft, später befand sich dort ein Musikcafe.

Steinstraße 35: 1878 baute nach Beseitigung der Stadtmauer der Wirt Hermann Buck dort einen Gasthof, der den Namen „Zum Posthof“ erhielt.

Steinstraße 41: 1930 wurde das Parkhotel Möller an der Steinstraße eröffnet, dass bis 2011 von Adolf Osthus und nach seinem Tod 2006 von seiner Frau Brigitte geführt wurde. Das Anwesen wurde verkauft und dort eine Seniorenwohnanlage errichtet.

 

Wasserstraße 1: Dort befand sich seit 1599 eine Wirtschaft, heute ist dort ein Biercafe mit Pizzeria.

Wasserstraße 4: 1599 wohnte Hermann Kappenberg in dem Haus. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) waren dort die höchsten Offiziere der einquartierten Truppen untergebracht. 1818 ging der Besitz an Johann Wessel Prümers und seine Frau über. Nachdem der Gasthof „Zur Krone“ eingegangen war, besaß Prümers den einzigen Gasthof in Steinfurt. 1906 brannte das Gebäude ab. 1921 wurde das Haus an die Reichsfinanzverwaltung verkauft. Nach dem neubau des Finanzamtes an der Ochtruper Stra´ße wurde das gebäude Stadthaus, heute befindet sich dort die Volksbank.

Wasserstraße 7: Besitzer des Hauses war 1551 Claus Hoppenbrouwer. 1803 wurde das Haus an J.H. Lölfer verkauft, unter Führung seiner Nachfahren erfreute sich die Ewige Lampe“ großer Beliebtheit bei den Gästen. 1893 erwarb Anton Künne das Anwesen und baute das Haus neu. Heute befindet sich dort ein Steakhaus.

Wasserstraße 21: Seit 1795 betrieb dort Melchior Veltrup eine ansehnliche Brauerei, spätere Besitzer waren Gerhard Jessing und Johann Gluet und A. Bünermann. Heute befindet sich dort ein chinesisches Restaurant.

Wasserstraße 23:  Von 1596 bis 1617 wird Loger Thies als Wirt genannt. 1793 wird Albert Fries als Bäcker, Brenner und Wirt genannt, danach bis 1861 Josef Bröker. Er verkaufte das haus an M. Wertheim, womit die Wirtschaft einging, die den Namen „Zum deutschen Rheine“ führte.

Wasserstraße 24: Die Immobilie wurde 1884 vom Wirt Franz Hüsing erworben und 1891 zur Wirtschaft „Zum Dortmunder“ umgebaut, später erhielt sie den Namen zur Stadtschänke.

Martin Luther-Haus: Grundstein wurde 1928 gerlegt. Das Jugendhaus bereits 1987 errichtet. Im April 2013 wurden die gwebäude von der  Ev. Kirchengemeinde Burgsteinfurt an die MLH Bürgerimmobilien eG verkauft.

Das Ludwigshaus wurde 1903 eingeweiht und nach starken Bombenschäden 1948 wieder aufgebaut und zuletzt 2003 grundlegend saniert. Es ist heute in Privatbesitz.

Dies war mein Rundgang durch die Stemmerter Kneipengeschichte, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und sich auf die historische Altstadt beschränkt.