|
Das Organisationsteam ist für die Einweihungsfeier der Wetterschutzhütte am kommenden Sonntag gut gerüstet. von links: Vorsitzender des HV Neuenkirchen Heinz Becker, Gottfried Bercks und Hans Knöpker, vom HV Burgsteinfurt , Hennes Oletti und Vorsitzender Alfred Heptner vom HV Borghorst. Foto: Pape |
Von Hermann-Josef Pape
Weit draußen auf einer Sanddüne, inmitten von Heidekraut, Krüppelkiefern und Krüppelbirken steht im Schnittpunkt der Kirchspielgrenzen von Borghorst, Burgsteinfurt, Mesum, Neuenkirchen und Emsdetten ein Ensemble von vier Steingebilden, die darauf hinweisen, dass hier über Jahrhunderte das Markengericht getagt und unter dem Vorsitz des Holzgrafen für Frieden unter den Markengenossen gesorgt hat. Die Vorstände der Heimatvereine von Neuenkirchen, Burgsteinfurt und Borghorst haben diesen Standort für wichtig genug gehalten, um für Wanderer und Radfahrer im Jahr 2016 eine Schutzhütte zu bauen.
Was sind das aber nun für Steine, die der Wanderer heute hier vorfindet? Zu dem, im Volksmund bekannten Grafenstein, hat Heimatfreund Gottfried Bercks vom Heimatverein Burgsteinfurt recherchiert und dazu folgendes geschrieben:
|
Das älteste Bild stammt von 1926. |
Einmal sehen wir einen Grenz- oder Schnatstein, der zu der Gruppe von 102 Steinen gehört, die die Grenze zwischen dem Fürstbistum Münster und der Grafschaft Steinfurt absicherten. Es handelt sich hier um die Nummer 1, die nach der Karte des münsterischen Leutnants Jansinck am 01.10.1788 gesetzt wurde. Daneben gibt es einen weiteren Grenzstein der die Nr. 8 trägt und den Beweis liefert, dass im Interessenausgleich zwischen Emsdetten und Mesum hier am 30.09. 1997 Neuvermessungen mit dem Ergebnis durchgeführt wurden, dass Mesum nicht mehr an den Schnittpunkt der übrigen Kirchspielgrenzen angrenzt. Für die beiden weiteren Steingebilde von etwa 10 cm und 15 cm Dicke ist die Herkunft nicht bekannt. Schaut man sich alte Bilder an, so kommt man zu der Erkenntnis, dass bis etwa 1985 hier nur drei Steine auf dem kleinen Sandhügel standen. Neben den beiden Grenzsteinen gab es nur noch einen weiteren Stein, der im Volksmund "Grafenstein" genannt wurde. Es erscheint mir allerdings unwahrscheinlich, dass dies der Stein sein soll, der über Jahrhunderte diesen Grenzpunkt markiert hat, insbesondere, da der Borghorster Heimatverein in seinen Sachberichten im Bezug auf den so genannten Grafenstein immer wieder neue Definitionen genannt hat: "Grafenstein auf der Haar", ein "unbehauener Findling", ein "uralten Granitblock", "de graute Kiesling" oder auch "Grauer Stein". Auch Franz Floer, der 1914 in seiner Dissertation über die Ostendorfer Mark berichtete, spricht davon, dass er mitten in der Mark auf Granitsteine gestoßen sei, die sich für ihn als verwitterte Zeugen einer längst vergangenen Zeit darstellten. Auch der Kunsthistoriker Uthemann, der im Auftrage des Vermessungsamtes des Kreises Steinfurt 1988 die Grenzsteine zur Grafschaft Steinfurt untersuchte, sprach von einem Findling. Sollte der kleinere der beiden Steingebilde der berühmte "Grafenstein" sein? Leider sind keine Quellen bekannt, die Licht in das Dunkel der Geschichte werfen würden.
Weitere Informationen zu den Grafensteinen, über die Schnatsteine und -gänge sowie zur Historie erfahren die Besucher von Gottfried Bercks am Sonntag an der Schutzhütte.
Rund 10 000 Euro betragen die Kosten für den Bau der Schutzhütte, die von den drei Heimatvereinen getragen werden. 22 ehrenamtliche Kräfte waren im Einsatz. Sponsoren haben den Bau finanziell unterstützt.
Zu Beginn der Einweihungsfeier gibt es bereits Grillwürstchen und Getränke, bevor um 11.30 Uhr die offizielle Einweihung erfolgt. Heinz Becker, Vorsitzender des HV Neuenkirchen wird die Begrüßung der Gäste vornehmen. Bürgermeister Franz Möllering aus Neuenkirchen und Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer aus Steinfurt haben ihr Erscheinen zugesagt. "Von der Idee bis zur Entstehung der Schutzhütte" wird Hans Knöpker, zweiter Vorsitzender des HV Burgsteinfurt berichten und im weiteren Verlauf Heimatfreund Gottfried Bercks "Die Bedeutung und Geschichte der Grafensteine " anhand einer Bildergalerie mit historischen Karten erläutern. De Kiepenkiärl Walter Rabbers gött eeenen in: `n Söten un`n Klaoren un dat ümsüss!, teilten die Akteure mit. Ab 12.30 Uhr gibt es Blasmusik von den "Rothenberger Jägern".
Zur Einweihungsfeier radelt der Heimatverein Borghorst. Die Abfahrt ist um 10 Uhr ab Heimathaus. Am Parkplatz von "Lernen fördern" ehemals Jugenddorf Blickweg, ist die Abfahrt des Heimatvereins Burgsteinfurt um 10.30 Uhr.