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Industrie
Howe: Familienbetrieb in fünfter Generation
Von Hermann-Josef Pape
Was hat eine Bandsäge aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit der modernen Firma Sauerstoffwerk Howe zu tun? Ganz einfach: Die historische Maschine ist Zeugnis für die Anfänge des Burgsteinfurter Unternehmens. Der Familienbetrieb hat das geschichtsträchtige Objekt dem Heimatverein Burgsteinfurt für die Dauerausstellung zur lokalen Industriekultur im Stadtmuseum überlassen. Ein Anlass, einen Blick in die Firmengeschichte zu werfen.
Howe-Werbung aus der Gründerzeit.
Das Steinfurter Sauerstoffwerk hat seinen Ursprung in einer Schmiede, die der Ururgroßvater des jetzigen zweiten Geschäftsführers Axel Howe in den Jahren 1864/65 an der Schulstraße, heute "An der Hohen Schule", errichtete. "1882 beantragte der Schmiedemeister Friedrich Howe den Bau einer Badeanstalt im Garten seines Hauses auf dem Gelände gegenüber dem Wilhelmsplatz, heute Postenmarkt Tedi. Die Stadt hatte keine Einwände gegen das Gesuch, zumal die Schornsteinanlage vorschriftsgemäß ausgeführt wurde. Damit bekam "Stemmert" sein erstes beheiztes "Hallenbad", weiß der erste Geschäftsführer Friedrich Howe zu erzählen. Fortschrittliches unternehmerisches Denken veranlassten den Gründer seine Tätigkeit schon bald in andere Räume zu verlegen. Auf dem Areal der ehemaligen Kohlenhandlung Winter, Eckgrundstück Leerer Straße/Wilhelmsplatz begann Friedrich Howe die Fabrikation von Land- und Holzbearbeitungsmaschinen wie Bandsägen, Hobel- und Fräsmaschinen, die mit ihrer Qualität guten Absatz fanden. Im Jahre 1890 wurde die Firma unter der Bezeichnung "Burgsteinfurter Maschinenfabrik Friedrich Howe" in das Handelsregister eingetragen. Zehn Jahre später (1900), erwarb der Firmenchef ein großes Gelände am Bahnhof zwischen der Friedrich-Hofmann-Straße und Rohdewaldstraße und errichtete dort zunächst ein Wohnhaus. Das Unternehmen übertrug er seinen vier Söhnen, von denen Ernst und Wilhelm Howe den Betrieb weiterführten.
Produktion von Granathülsen im Ersten Weltkrieg
1911 wurde nebenan ein neues Fabrikgebäude errichtet und der Betrieb mit seinen 40 Arbeitskräften zum neuen Standort verlegt. Im ersten Weltkrieg hatte der Familienbetrieb gezwungenermaßen Hochkonjunktur. Die Firma wurde für die Herstellung von Kriegsmaterial verpflichtet."240 Arbeiter produzierten rund um die Uhr Granatenhülsen", erklärte Friedrich Howe. Während der Inflation war das Gelände an die Firma "Maschinen Scholz" verpachtet, die später unter "Steinfurter Eisenwerk" firmierte", erinnert sich der Seniorchef und fügt mit einem Schmunzeln hinzu:" Jeden Monat brachten sie in bar die Pacht - 8000 Mark im Zigarrenkasten. 1922 hatten die Howes genug von Maschinen. Die hielten immer 30 bis 40 Jahre, wurden repariert und hielten wieder so lange. Deshalb wollte mein Großvater Ernst etwas Vergängliches herstellen. Das war die Idee, ein Sauerstoff-Werk aufzumachen", erzählt Enkel Friedrich. Doch woher sollte die Burgsteinfurter Familie eine entsprechende Anlage nehmen? Ernst Howe las bei seinem Friseur eine Anzeige in der Zeitung, in der eine Anlage zur Herstellung von Sauerstoff angeboten wurde."Die wollte ich haben", war sein Plan. Für 8000 Mark erstand er die Anlage von einer Zeche in Essen. Damit nahm das Schicksal seinen Lauf: Die Familie Howe war im Jahre 1926 stolzer Besitzer einer Sauerstoff-Anlage geworden, konnte aber zunächst nichts produzieren. Denn: In der Fabrikhalle befand sich noch die Maschinenbaufirma, die nicht daran dachte, sich aus dem Vertrag kündigen zu lassen. 1927 wurde dann die Sauerstoffproduktion mittels Luftzerlegungsanlage aufgenommen.
1952 wurde gemeinsam mit der Industriegas Köln eine eigene Vertriebsorganisation für Sauerstoff und Acetylengas ins Leben gerufen: Die VTG -Vertrieb technischer Gase - GmbH. Zwei Jahre später erfand Ernst Howe jun. die patentierten Kunststoff-Rolladen, deren einzelne Glieder er mit einzelnen Ketten verband.
Der Erfolg war so groß, dass die Howes 1975 den Betrieb teilten, in den Verkauf von Sauerstoff und die Rolladen-Abteilung mit Namen "Ku-Ro-La". Dank der Treue zu den Grundsätzen des Gründers haben die Brüder Friedrich und Rudolf Howe das Unternehmen weiter zu einem expandierenden Unternehmen geführt. Im gleichen Jahr siedelte die Firma auch aus Sicherheitsgründen um ins Sellener "Gewerbegebiet Sauerstoffwerk".
"Heute werden Gase in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft verwendet. Der Wasserstoff ist die Zukunft als Energieträger. Daher arbeiten wir an der wirtschaftlichen Herstellung von Wasserstoff", erklärte Geschäftsführer Friedrich Howe.
Nachdem Geschäftsführer Rudolf Howe aus Altersgründen aus der Firma Ende 2015 ausschied, wurde Axel, Sohn von Geschäftsführer Friedrich Howe, zweiter Geschäftsführer.
Gruppenbild - Die Schmiede von Friedrich Howe vor der Gründung der Maschinenfabrik 1890
Ein Erfolgsmodell: die in der Ausstellung zu sehende Bandsäge als Musterzeichnnung
Hightech in der Vorkriegszeit: Produkt der Maschinenfabrik in den 1920-er Jahren.
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