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Geschichte

Ein Arbeitskreis für die Zukunft

Geschichte der Schnatgänge
Zur römischen Zeit wurde am 23. Februar die „Terminalia“, der Tag der Grenze und seiner Grenzsteine zu Ehren des Gottes Terminus gefeiert. Dabei wurden die jeweiligen Grenzmarkierungen mit Blumen geschmückt, um das gemeinsame und öffentliche Bekenntnis zur Unverrückbarkeit von Grenzen für jeder Mann deutlich zu machen. Ein Grenzfrevler musste nach altem germanischen Recht damit rechnen, bei lebendigem Leibe bis zum Hals in den Erdboden eingegraben und mit Hilfe einer Pflugschar enthauptet zu werden. Während sich heute Bedienstete der Kataster- und Vermessungsämter oder freiberufliche Vermessungsingenieure mit „Grenzfällen“ beschäftigen, wurden früher in regelmäßigen Abständen Grenzbegehungen oder Schnatgänge durchgeführt, um die mündliche Überlieferung des Grenzverlaufes und damit die Sicherung von Besitzrechten (z.B. bei der gemeinsamen Nutzung von Marken), sicherzustellen.
schnatgang Unter Führung der berittenen Obrigkeit, mit fliegenden Fahnen, klingelndem Spiel, mit Trompeten, Pfeifen und Trommeln ging es hinaus zu den Grenzen der Feldmark. An markanten Begrenzungspunkten wurde den heranwachsenden Söhnen das Gesäß versohlt, Backpfeifen gegeben oder sie wurden gegen Begrenzungspfähle gestoßen, um ihnen nachhaltig den Grenzverlauf einzubläuen. Auf diese Art und Weise wuchsen sie ganz selbstverständlich mit den Sitten der Grenzbräuche auf, die sie ihrerseits dann an die nächste Generation weiter geben konnten. Zusätzlich war bei späteren Grenzstreitigkeiten gewährleistet, dass immer ausreichend Zeugen für das Durchsetzen eigener Interessen zur Verfügung standen. Meist endete so ein Kontrollgang mit einem großen Volksfest. 
Die Grenzverläufe der Jagd-, Marken-, Orts- oder Grafschaftsgrenzen orientierten sich  meist an natürlichen Gegebenheiten in der Landschaft wie Wasserläufe, Wälle, Wallhecken, Gräben, Findlingsblöcke, markante Einzelbäume, aber auch an Schnatpfählen, -steinen und
-kuhlen (Wassertümpel), in denen mittig ein angekohlter Pfahl eingeschlagen wurde.  Der Fürstbischof von Münster zwang 1716 die Gräfin von Steinfurt zu einem Vertrag, in dem die Landesherrschaft auf Stadt und Kirchspiel Burgsteinfurt beschränkt wurde und die bisherige Obergrafschaft unter münsterische Lehnshoheit kam. Trotzdem dauerte es noch bis 1785, bis sich beide Parteien über den Grenzverlauf einig waren. Dazu legte der münsterische Artillerie-Fähnrich Jan Anton Jansinck ein Protokoll über Abstände und Winkel der zu setzenden Grenzsteine vor und fertigte auch eine Karte. Nach dieser wurden wiederum drei Jahre später, Ende September/Anfang Oktober 1788, von Steinfurter Bediensteten die Grenzsteine örtlich gesetzt. 1815 nach dem Wiener Kongress begannen unsere Vorfahren mit der Landvermessung und dem Anlegen amtlicher Karten, es entstand das so genannte Urkataster.
Schon aus den Jahren 1953/54 ist bekannt, dass der Heimatverein Burgsteinfurt die Tradition der Schnatgänge um seine alten Grafschaftsgrenzen unter Beteiligung vieler Kinder  wieder hat aufleben lassen. Über das Arbeitsamt  stellte der Kreis Steinfurt 1987 einen Kunsthistoriker und eine Vermessungstechnikerin ein. Eine ihrer ersten amtlichen Tätigkeiten war das Aufsuchen der historischen Grenzsteine um die ehemalige Grafschaft Steinfurt. Von den einst gesetzten 102 Grenzsteinen konnten noch etwa 40, allerdings teilweise umgefallen oder als abgebrochenes Fragment, wieder aufgefunden werden.
In seiner Jahreshauptversammlung 1988 beschloss der Heimatverein Burgsteinfurt unter Günther Hilgemann in regelmäßigen Abständen Schnatgänge ins Jahresprogramm aufzunehmen. So fanden bereits 1988 – 1990 sieben Schnatgänge rund um die ehemalige Grafschaft mit einer Teilnehmerzahl zwischen 15 und 70 Personen statt.   
Des weiteren bemühte sich der Heimatverein seit 1993 um eine Unterschutzstellung der Grenzsteine. Das geschah im Jahr 2002.  Dabei galt es, erst mal die Frage zu klären, wem die Steine denn eigentlich  heute gehören. „Eigentümer der Schnatsteine ist als Rechtsnachfolger des ehemaligen Fürstbistums Münster und der ehemaligen Grafschaft Steinfurt das Land NRW.